Das Geheimnis von Hildburghausen
Steht die Lösung bevor?
Übersicht | |
29.06.2012 | Steht die Auflösung bevor? |
03.08.2012 | Verzögerung durch Bürgerbegehren |
17.08.2012 | Antrag auf Bürgerbegehren - stattgegeben! |
16.02.2013 | Es kommt zum Bürgerentscheid... |
21.04.2013 | Das Grab kann geöffnet werden |
08.06.2013 | Das "Ja" vom Landesamt für Archäologie u. Denkmalpflege |
Eintrag vom 29.06.2012:
Steht die Auflösung des Geheimnisses bevor?
Eines der größten thüringischen Rätsel steht kurz vor seiner Lösung: War die mysteriöse Dunkelgräfin von Hildburghausen die französische Bourbonenprinzessin Marie-Thérèse-Charlotte, Tochter von König Louis XVI und Königin Marie Antoinette ?
Die sogenannte Dunkelgräfin hatte am 7. Februar 1807 gemeinsam mit ihrem Begleiter, der sich Vavel de Versay nannte, in Hildburghausen Zuflucht gefunden. Sie verweilten 30 Jahre lang in der Gegend.
Bis zu ihrem Tod am 25. November 1837 war es der unbekannten Frau gelungen zu verhindern, dass ihre wahre Identität bekannt wurde. Die stete Verschleierung der Dame, aber auch die Unterstützung und der Schutz durch das ortsansässige Herzogenpaar Sachsen-Hildburghausen sorgte für reichlich Gerüchte: die Dame musste von hoher Geburt sein und ein großes Geheimnis hüten...
Die Leiche der Dunkelgräfin wurde am 28. November 1837 nachts gegen 4 Uhr zum Schulersberg gebracht und unter dem Namen Sophia Botta auf dem Gelände des von Vavel de Versay 1833 erworbenen Schulerschen Berggartens am Ostabhang des Stadtbergs beigesetzt.
das Grab der Dunkelgräfin
Während die Identität der Dunkelgräfin bis heute unbekannt ist, konnte die wahre Identität ihres Begleiters schon damals geklärt werden: Vavel de Versay lebte unter falschem Namen in Hildburghausen; in Wirklichkeit war er ein holländischer Diplomat namens Leonardus Cornelius van der Valck.
Gerüchte über die Herkunft der Dunkelgräfin gab es wohl viele, um 1852 tauchte jedoch erstmals die Theorie auf, es könnte sich um die Tochter Marie Antoinettes handeln, die in Versailles «Madame Royale» genannt wurde. Fortan stritten Wissenschaftler und Historiker über diese Theorie, für deren Unwahrscheinlichkeit es m.M.n. jedoch weit mehr Hinweise gibt:
» zu Madame Royale
» zur Vertauschungstheorie (derzeit noch in Arbeit)
Die Stadt Hildburghausen hütete das Geheimnis um die Identität der unbekannten Dame bisher emsig und man darf wohl kommerzielle Hintergründe vermuten bzw. die Befürchtung, ohne das große Geheimnis in der Welt unbedeutend zu werden.
In 2004 hatte der Stadtrat von Hildburghausen die Exhumierung der Dunkelgräfin verboten: am 25. Februar 2004 entschied sich der Stadtrat im öffentlichen Teil der Sitzung einstimmig für das "Verbot der Öffnung des Grabes der Dunkelgräfin und Exhumierung der sterblichen Überreste" (Beschluss 1626).
Ende Mai 2012 stellte der MDR Thüringen einen neuen Antrag zur Aufklärung und legte dem Hildburghausener Stadtrat eine Projektbeschreibung vor (» siehe
Pressemitteilung vom 31.05.2012).
Der Hildburghausener Bürgermeister Steffen Harzer hatte sich zu diesem Zeitpunkt als dem Projekt gegenüber aufgeschlossen erklärt und überraschte damit wohl die gesamte Anhängerschaft des Interessenkreises um Madame Royale - wie lange warten wir schon auf die Aufklärung dieses Geheimnisses !?
Und nun, am Abend des 27. Juni 2012 wurde in einer Stadtratssitzung im großen Sitzungssaal an der Clara-Zetkin-Str. 3 unter Punkt 7 der Tagesordnung...
"Exhumierung und anthropologische Untersuchung der sterblichen Überreste im Grab der Dunkelgräfin auf dem Schulersberg in Hildburghausen - Aufhebung des Stadtratsbeschlusses Nr. 1626/2004 vom 25.02.2004"
... über den erneuten Antrag mehrheitlich positiv entschieden:
Das Geheimnis um die Dunkelgräfin von Hildburghausen soll gelüftet werden !
Der MDR wird sich dieser Aufgabe also in einem interdisziplinären Wissenschaftsprojekt annehmen. Er hatte bereits im Jahr 2008 den sogenannten Friedrich-Schiller-Code geknackt und damit einen Streit unter Wissenschaftlern beenden können, der seit Jahrhunderten währte.
Geplant ist es, das Ergebnis in einer Fernsehdokumentation zu präsentieren - wohl auch, um die Stadt Hildburghausen noch einmal kräftig ins Rampenlicht zu stellen.
Verhindert werden kann die Aktion jetzt nur noch von der Denkmalbehörde, denn das Grab am Schulersberg in Hildburghausen steht unter Denkmalschutz...
Doch wie geht es nach der Aufklärung weiter ?
Bestätigt sich die Vertauschungstheorie...
... wird Hildburghausen dann zum Wallfahrtsort für Bourbonen-Anhänger ?
... verlegt man Madame Royale gar zu ihrer Familie in die Königsgruft der Bourbonen in der Basilika von Saint-Denis ?
Wird die Vertauschungstheorie widerlegt...
... was geschieht mit dem Grab ?
... wer befindet sich in dem Grab ? Besteht dann überhaupt noch Interesse daran ?
... wie geht die Stadt Hildburghausen mit dem Verlust ihres Geheimnisses um ?
Ich persönlich glaube an die bevorstehende Lösung des Rätsels erst, wenn die Exhumierung tatsächlich erfolgt ist.
Eure MariaAntonia
Eintrag vom 03.08.2012:
Verzögerung der Exhumierung durch Bürgerbegehren!
Wie zuletzt am 29.06.2012 vermutet, wird es noch ein steiniger Weg, ehe wir Klarheit über die Frage erhalten, ob sich im Grab der Dunkelgräfin von Hildburghausen die Leiche der französischen Prinzessin Marie-Thérèse-Charlotte de Bourbon befindet.
Ein Hellseher musste man nicht sein, um vorherzusagen, dass die bloße Ankündigung des Stadtrates zur baldigen Aufklärung noch lange nichts Entgültiges bedeutet.
Und so ist es auch eingetreten - die Bürger von Hildburghausen wehren sich gegen die Exhumierung, ein Meiniger hat gar Anklage wegen einer bevorstehenden Straftat bei der Staatsanwaltschaft erhoben.
Die Hildburghausener hatten zwischenzeitlich eine Unterschriftensammlung gestartet, um das Projekt des MDR zu stoppen. Vor zwei Wochen waren bereits 800 Unterschriften gesammelt worden.
Am Donnerstagabend des 19.07.2012 legte die neugegründete "Bürgerinitiative gegen die Exhumierung der Dunkelgräfin" dem Bürgermeister ihren Antrag auf ein Bürgerbegehren gegen den Beschluss vom 27.06.2012 (siehe Bericht vom 29.06.2012) vor.
Innerhalb von vier Wochen muss nun über die Zulassung des Bürgerbegehrens entschieden werden.
Bis zum Bürgerentscheid wird noch einige Zeit ins Land gehen; der Hildburghausener Bürgermeister rechnet mit einer Verzögerung des geplanten Exhumierungsprojektes bis ca. November/Dezember 2012.
Doch nicht nur die Hildburghausener stämmen sich gegen das MDR-Projekt.
Ein Meininger hat sogar Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Meiningen erstattet. Er wirft darin den Projekt-Verantwortlichen die Anstiftung zu einer Straftat, Störung der Totenruhe, Verstoß gegen das Grundgesetz, Bestechung und Vorteilsnahme vor. Gleichzeitig wurde eine einstweilige Verfügung beantragt, um die Denkmalschutzbehörde an der Zustimmung zur Exhumierung zu verhindern.
Möglicherweise handelt es sich hierbei jedoch nur um ein Gerücht, denn die zuständige Staatsanwaltschaft ließ verlauten, dass zum einen natürlich noch gar keine Straftat begangen wurde und zum anderen die vermeintliche Anzeige dort nicht vorliegt (s. Pressebericht, insuedthueringen.de).
Mich selbst deprimiert diese Situation. Obwohl ich skeptisch war, hatte ich doch zumindest eine leise Hoffnung, dass des Rätsels Lösung bald gefunden wird. Doch wie man sieht, ist der Weg bis dahin ein recht steiniger...
Eure MariaAntonia
Eintrag vom 17.08.2012:
Antrag auf Bürgerbegehren - stattgegeben!
Wie zuletzt berichtet, hatte die "Bürgerinitiative gegen die Exhumierung der Dunkelgräfin" im Juli 800 Unterschriften für den Antrag auf ein Bürgerbegehren gestellt, dessen Zulassung anschließend zu prüfen war.
Am 14. August 2012 hat die Stadtverwaltung von Hildburghausen dem Antrag stattgegeben.
Nun beginnt am 1. September die Frist für eine Unterschriftensammlung für den Bürgerentscheid. Die Frist läuft bis 31. Dezember.
Innerhalb dieser Frist verlangt die Kommunalordnung von der Bürgerinitiative nun, Unterschriften von sieben Prozent der wahlberechtigten Einwohner zusammenzutragen (ca. 700 Unterschriften).
Wir müssen uns also nun längstens bis zum Ende des Jahres gedulden, um dann (höchstwahrscheinlich) zu erfahren, dass die 700 Unterschriften erfolgreich gesammelt wurden.
Wie geht es weiter ?
Setzt sich nun die Bürgerinitiative mit ihrem Bürgerbegehren durch, kommt es in 2013 zum Bürgerentscheid - in einer geheimen Wahl haben dann die Einwohner von Hildburghausen die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie eine Exhumierung der Dunkelgräfin zustimmen oder nicht.
Eure MariaAntonia
16.02.2013:
Es kommt zum Bürgerentscheid...
Am 16.02.2013 hatte der Stadtrat von Hildburghausen einstimmig entschieden, die Bürger zum Thema "Graböffnung" zu befragen.
Der nun folgende Bürgerentscheid findet am 21.04.2013 statt. Damit dieser Bürgerentscheid überhaupt gültig ist, müssen von 10.000 Bürgern mindestens 4.000 teilnehmen...
21.04.2013:
Das Grab der Dunkelgräfin kann geöffnet werden...
Der 21. April 2013 war historisch wichtig für die Frage, ob Madame Royale tatsächlich die Dunkelgräfin war oder nicht...
Im Bürgerentscheid sprach sich zwar die Mehrheit der Teilnehmenden gegen eine Exhumierung aus. Jedoch erreichten die Gegner der Graböffnung aufgrund einer zu geringen Wahlbeteiligung nicht den erforderlichen Stimmenanteil aller Wahlberechtigten:
9.887 Stimmberechtigte gab es, 2.394 Bürger haben sich am Bürgerentscheid beteiligt.
Die Frage:
Stimmen Sie für eine Graböffnung und anthropologische Untersuchung der sterblichen Überreste im Grab der Dunkelgräfin auf dem Schulersberg in Hildburghausen?
Das Ergebnis:
JA... 738 Stimmen = 30,9 %
NEIN... 1.656 Stimmen = 69,1 %
Die Wahlbeteiligung lag bei 24,3 %.
Dieser gescheiterte Bürgerentscheid bestätigt damit den Stadtratsbeschluss von 2012 zur wissenschaftlichen Untersuchung und Identitätsklärung der sterblichen Überreste der Dunkelgräfin.
Ich hatte ja fast nicht mehr daran geglaubt, aber das Geheimnis der Dunkelgräfin von Hildburghausen kann nun wohl doch noch gelüftet werden.
Wann der MDR mit seinen Untersuchungen beginnen wird, ist noch nicht bekannt...
08.06.2013
Das "Ja" vom Landesamt für Archäologie u. Denkmalpflege
Das Thüringische Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege hat seine Zustimmung für die Nachforschungen zur Identität der Dunkelgräfin erteilt.
Es steht nun noch die Genehmigung der Unteren Denkmalschutzbehörde im Landratsamt aus.
Wie zwischenzeitlich bekannt wurde, liege zudem bereits ein Vertragsentwurf zwischen der Stadt Hildburghausen und dem MDR zur Exhumierung vor. Laut dem Entwurf habe Hildburghausen dem MDR 23.000 € Kosten veranschlagt: u.a. 17.000 € für die Wiederherstellung des Grabmals.
[Fortsetzung folgt, sobald es Neues hierzu gibt]
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