»La Vie de Marie Antoinette«
~ Sims-Fotostory von Trianon ~
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Kapitel 1
Die Sonne war gerade dabei, mit ihren goldenen Strahlen den neuen Tag zu beleuchten, als Angélique, Zofe ihrer Majestät, das Schlafzimmer im Erdgeschoss des prächtigen Schlosses Versailles betrat. Das Zimmer wurde nur schwach durch die Fenster beleuchtet, die grünen Samtvorhänge waren noch zugezogen. An der Wand konnte sie das Bett erkennen, indem die Königin noch immer seelenruhig schlief.
"Eure Majestät," flüsterte Angélique ganz leise, "Eure Majestät, es wird Zeit".
Langsam begann sich die Decke zu heben, ein leises Stöhnen und Seufzen war zu hören. Für Marie Antoinette, Königin von Frankreich, begann ein neuer Tag.
Es dauerte nicht lange und Antoinette hatte die Decke zurückgeschlagen, sie wusste dass es an der Zeit war, aufzustehen, auch wenn ihr das nach der langen Nacht in der Oper schwer viel.
"Haben eure Majestät gut geschlafen?" hörte sie die Stimme ihrer Kammerzofe.
"So gut es in dieser kurzen Zeit ging," antwortete sie und rieb sich die leicht geröteten Augen. "Warten die Damen schon?"
"Ja, Majestät, aber noch nicht sehr lang".
Antoinette erhob sich von ihrem Bett und blickte in den goldenen Spiegel über der Konsole. Obwohl sie müde war, sah sie perfekt ausgeruht aus, ein kleines Lächeln glitt ihr über die Lippen.
"Nun gut Angélique, dann wollen wir sie nicht länger warten lassen."
Mit leisen Schritten huschten ihre Füße über den glatten Marmor des Vestibüls und weiter in das große Badezimmer. Von dort gingen sie den gewohnten Weg über die kleine Wendeltreppe in die Petit Appartements der Königin. Angélique öffnete ihr die Wandtür und sie standen im Zentrum der königlichen Gemächer: dem Prunkschlafzimmer der Königin.
Antoinette wandte sich direkt dem großen Himmelbett zu und legte sich hinein. Auch wenn sie es bevorzugte, in ihrem Gemach im Erdgeschoss zu schlafen, die Rituale Versailles musste auch sie einhalten, so unangenehm ihr diese auch waren.
Angélique stand mittlerweile bereits vor der Tür zum angrenzenden Salon, in dem die weiblichen Mitglieder des Hofstaates warteten. Sie wandte sich noch einmal zum Himmelbett um:
"Bereit, euer Majestät?"
"Ja Angélique, lassen wir den Tag beginnen..."
Kapitel 2
Langsam öffnete Angélique die große Flügeltür die das Schlafzimmer mit dem Salon verband. Im grünen Salon warteten die Damen des Hofes nun schon geraume Zeit, um endlich eingelassen zu werden, immerhin ging es um eines der wichtigsten Rituale - das Levée der Königin.
"Mesdames, Sie können nun eintreten."
Die Gespräche der Damen verstummten augenblicklich und sie traten über die Schwelle in das blumengeschmückte Schlafzimmer.
In ihrem Bett hatte es sich Antoinette mittlerweile bequem gemacht und sah den Damen zu wie sie mit ihren breiten Roben den Raum betraten. Unter ihnen sah sie ihre Freundin Yolande de Polignac, die sich einen Platz gleich bei der Balustrade gesichert hatte.
Wie hübsch sie heute wieder aussieht in ihrem beigen Kleid, dachte Antoinette, und konnte sich ein kleines Lächeln in Yolandes Richtung nicht verkneifen.
Schließlich hatten sich alle Damen im Raum eingefunden, das Levée konnte beginnen. Antoinette stieg behutsam aus den Bettlaken und stellte sich gegenüber der Prinzessin de Lamballe, die die ehrenwerte Aufgabe hatte, der Königin das Nachthemd auszuziehen und in ihr Unterkleid zu helfen.
Das Levée war zum festen Ritual geworden, seitdem es der große Sonnenkönig damals festsetzte, für jeden König und jede Königin.
Nach ein paar geschickten Handgriffen stand Antoinette nun im Unterkleid vor ihrem versammelten weiblichen Hofstaat, der das Recht hatte, diese Zeremonie jeden Tag zu verfolgen. Ein Privileg auf das niemand verzichten wollte, so irrsinnig das Ganze auch sein mochte.
Nach der Beendigung des Levées zog sich Antoinette, wie jeden Tag, in ihr kleines Ruhezimmer hinter dem Schlafzimmer zurück. Hier in ihren kleinen Appartement hatte sie Ruhe vor dem steifen Zeremoniell. Wie jeden Tag stand Angélique, ihre treue Kammerzofe, bereit, um den Kleiderwunsch von ihr entgegen zu nehmen.
"Heute das grüne Kleid, Angélique, mir ist heute nach Natur."
Kaum war Angélique aus dem kleinen Kabinett verschwunden, trat sie auch schon wieder ein, mit dem grünen Kleid auf dem Arm. Nach dem Ankleiden, steckte ihr Angélique das Haar hoch und puderte es nach der Mode. Antoinette kontrollierte noch einmal ihr Aussehen im Spiegel, sie konnte zufrieden sein mit ihrem Spiegelbild.
"Majestät, es wird Zeit, die Messe fängt jeden Augenblick an."
Und so machte sich Antoinette auf den Weg zur königlichen Kapelle, der zweite offizielle Punkt jedes Tages in Versailles. Sie musste sich beeilen, sonst würde sie zu spät kommen und so ging sie mit schnellen Schritten durch die leere Spiegelgalerie, denn die Höflinge hatten sich bereits alle in der Kapelle zusammengefunden.
Antoinette kam keine Sekunde zu spät, die Messe fing ja auch erst an, wenn die königliche Familie vollzählig auf der Empore versammelt war. Doch an diesem Tag musste Antoinette allein in der ersten Reihe gleich an der Balustrade sitzen, denn der König war auf einem seiner Jagdausflüge.
Die Messe zog sich hin, Antoinette hörte aber nur mit einem Ohr zu, ihr waren die vielen Zeremonien schon lange ein Dorn im Auge, aber daran konnte sie nichts ändern, ihr Leben gehörte nun mal Frankreich und dem Volk, deswegen musste sie sich präsentieren und ein öffentliches Leben führen. Und als sie in ihren Gedanken versunken war, kam das erlösende Amen des Geistlichen und die Orgel spielte noch einmal.
Langsam und mit viel königlicher Grazie erhob sie sich und setzte ihr fröhlichstes Lächeln auf, nun begann ihr Privatleben...
Kapitel 3
Gleich im Anschluss an die heilige Messe begab sich Antoinette in ihre Wohnräume des kleinen Appartements. Hier in ihrem Wohnzimmer, das sogenannte "goldene Kabinett", konnte sie endlich ein paar Augenblicke lang allein sein.
"Goldenes Kabinett, wirklich ein passender Name, genauso wie Versailles ein überaus schöner goldener Käfig ist", sagte sie leise, während sie aus dem Fenster auf den kleinen Hof sah.
In diesem Moment betrat Angélique leise den Raum, sie hatte gerade mitbekommen dass die Königin bereits wieder in ihren Räumen war.
"Majestät, kann ich etwas für Sie tun?"
"Ja Angélique, sei so gut und bring mir etwas Tee. Und bitte lass niemanden zu mir, außer die Gräfin."
"Ja Majestät, natürlich." Angélique wusste, wen sie mit Gräfin meinte, wer sollte es auch sonst sein als die beste Freundin der Königin, Yolande de Polignac ? Jeden Tag verbrachten die Frauen gemeinsam, fast schien es so als wäre die Königin abhängig von dieser Frau...
Angélique brachte den Tee rasch, genauso wie Antoinette es gewohnt war. Kaum hatte sie das Tablett auf den kleinen Tisch gestellt und den Raum verlassen, blickte Antoinette wieder in ihren Gedanken versunken aus dem Fenster. Seit langer Zeit war sie nun in Versailles, an ihre Heimat und ihre Familie hatte sie so gut wie keine Erinnerungen mehr, nur die Briefe ihrer Mutter und Geschwister waren ihr vom geliebten Wien noch geblieben.
Plötzlich öffnete sich die Tür und riss damit Antoinette aus ihren Gedanken.
"Madame, ich habe gehofft Sie hier anzutreffen," Yolande betrat mit elegantem Schwung den Raum.
"Yolande, wie schön Sie zu sehen. Die Messe heute war wieder einmal sehr einschläfernd meinen Sie nicht?"
Es dauerte keine Sekunde und die Freundinnen lagen sich in den Armen, viel hatten sie schon durchgestanden. Viele hatten versucht, einen Keil zwischen die beiden zu treiben, aber nichts hatte genützt. Jetzt war ihre Freundschaft noch stärker und niemand konnte die beiden entzweien, nicht einmal der König selbst.
Das erstaunlichste war jedoch, dass Antoinette, egal in welcher Verfassung sie gerade war, sofort wieder fröhlich wurde, sobald nur Yolande das Zimmer betrat. Es war jedem ein Mysterium, was dies veranlasste, aber Yolande brauchte nur ein paar freundliche Worte sprechen und schon war die Königin verzaubert. (Gerüchten zufolge soll auch wirklich Zauberei im Spiel gewesen sein.)
"Ach kommen Sie, meine Freundin, leisten Sie mir beim Tee Gesellschaft," sagte Antoinette als sie sich es auf dem Sofa, dass in der Nische des Zimmers stand, bequem machte.
"Nur zu gerne, Majestät," Yolande nahm auf einem der Stühle direkt neben dem Tisch mit dem Tablett Platz.
"Was gibt es denn Neues zu berichten?" fragte schließlich Antoinette.
"Stellen Sie sich vor, Majestät, gestern flog ein Mann mit einem Ballon durch die Lüfte!"
"Aber meine Liebe, das ist doch gänzlich unmöglich, der Ballon würde doch abstürzen!"
"Meine Zofe hat es mit eigenen Augen gesehen, Majestät, es ist wahr."
Antoinette konnte ihrer Freundin noch immer nicht glauben, aber sie widersprach ihr nicht.
Yolande merkte jedoch, dass die Königin heute anders war als sonst. Sie wusste auch ganz genau, was hier Hilfe leisten konnte.
"So viel ich hörte, soll der König auf einem Jagdausflug sein, wie wäre es denn mit einem Besuch im Trianon, Majestät? Das würde Sie auf andere Gedanken bringen."
"Oh Yolande, das ist eine wunderbare Idee ! Sie haben Recht, etwas frische Luft würde mir gut tun, sogleich lasse ich nach meiner Zofe rufen."
So war es also beschlossene Sache, einige Tage ins Trianon zu fahren. Antoinette war überglücklich darüber und auch Yolande freute sich über den Tapetenwechsel.
Kapitel 4
Bevor Antoinette jedoch endlich in ihr geliebtes Trianon fahren konnte, musste sie noch ein wichtiges Ritual über sich ergehen lassen. Das Mittagessen musste heute in der Öffentlichkeit eingenommen werden, eine weitere Zeremonie, die Antoinette verabscheute, sie kam sich dabei vor wie die exotischen Tiere in der Menagerie des Schlossparkes.
Während sie an der Tafel saß und fast keinen Bissen zu sich nahm, war die Dienerschaft damit beschäftigt, die wichtigsten Dinge in Truhen zu verpacken und in das Domizil der Königin zu bringen.
Gleich nachdem sie fertig gespeist hatte, zog Antoinette ihr leichtes Kleid mit dem Blumenmuster an und ging zusammen mit Yolande und ihrer Zofe Angélique in Richtung Trianon.
Von weitem konnte sie es schon erblicken und mit jedem Schritt, den sie näher kamen, fühlte sie sich fröhlicher. Schließlich standen sie im kleinen Hof des Schlosses.
"Kommen Sie, Yolande, gehen wir gleich hinein und noch eines: Hier im Trianon bin ich nicht die Königin, sprechen Sie mich daher mit 'Antoinette' an," sagte sie.
"Mit dem größten Vergnügen, Maj..., pardon, Antoinette," antwortete Yolande.
Die drei Frauen gingen die Treppe des kleinen Schlosses nach oben in den 1. Stock. Als sie dort angekommen waren, richtete Antoinette das Wort an ihre Zofe:
"Angélique, sei so gut und bring die Gräfin in die Zimmer des Königs, es sind die besten Räume und er wird in den nächsten Tagen sowieso nicht kommen."
"Ja Madame." (Auch Angélique hatte die Anweisung, die Königin hier nicht mit 'Majestät" anzusprechen.)
Währenddessen ging Antoinette in ihre Gemächer, die im 1. Stock lagen. Sie war sehr neugierig, denn sie wurden während des Winters neu ausgestattet und sie hatte die fertigen Räume noch nicht in Augenschein genommen. Sie betrat ihr Schlafzimmer und war sofort entzückt.
"Wundervoll, überall sind Blumen, es sieht traumhaft aus," sagte Antoinette leise, während ihr Blick im Raum umher wanderte.
Kurz darauf betrat sie den Raum neben dem Schlafzimmer: das Boudoir. Auch hier war alles zu ihrer vollsten Zufriedenheit. Die Möbel passten perfekt in den kleinen Raum und die beweglichen Spiegel, die die Fenster verdecken konnten, um ungestört zu sein, waren bereits angebracht.
Zurück im Schlafzimmer setzte sich Antoinette auf einen der mit Blumen verzierten Stühle und betrachtete den Marmorkamin. Sie hatte ihn damals in Saint Hubert in den ehemaligen Gemächern der Marquise de Pompadour gesehen und sich sofort in ihn verliebt. Im Winter hatte sie anordnen lassen, dass er hier aufgestellt wurde.
"Er passt perfekt hier her, die Marquise wäre sicher entzückt gewesen," dachte Antoinette und ein Lächeln glitt über ihre Lippen.
Angélique klopfte leise an der Tür und öffnete sie.
"Madame, die Gräfin befindet sich nun in ihren Räumen. Sie lässt ihnen ausrichten dass sie sich unpässlich fühlt."
"Oh die Arme, sicher ist es wieder ihr Kopf. Richte ihr aus, dass sie sich ausruhen soll. Und bitte bring meine Chemise mit den rosa Bändern."
"Ja, Madame."
Nachdem Anqélique noch einmal bei der Gräfin war, kam sie zurück in Antoinettes Schlafzimmer und half ihr beim Aus- und Ankleiden. Schließlich nahm Antoinette am Schminktisch Platz und Anqélique befreite sie von ihrer Perrücke. Einige Handgriffe später hatte sie ihr eine einfache Frisur gezaubert, mit der Antoinette sehr zufrieden war.
Kaum war Angélique fertig, zog es Antoinette in den Garten des Trianons. Hier inmitten der vielen Bäume und Blumen fühlte sie sich wohl. Hierher drang kein Laut des nicht so weit entfernten Hofes, hier war sie nicht die Königin Frankreichs, sondern ganz einfach nur sie selbst.
Antoinette legte sich ins Gras und schaute den Wolken zu wie sie über den Horizont schwebten.
"Wie Schäfchen sehen sie aus, so friedlich und glücklich," dachte sie. Wie gerne wäre sie doch auch so frei wie die Wolken, aber das Schicksal hatte ihr den Platz einer Königin Frankreichs gegeben. Ein Geschenk Gottes, hatte ihre Mutter damals zu ihr gesagt und sie hatte ihr geglaubt. Heute wusste sie, dass diese Aufgabe Fluch und Segen zugleich war, aber sie konnte ihr entfliehen, in ihre eigene kleine Welt am Rande des Parkes von Versailles.
Kapitel 5
Nachdem sich Antoinette von ihren Tagträumen losgerissen hatte, bewunderte sie die wunderschönen Blumen des kleinen Bosquets, die zu dieser Zeit ihre volle Pracht entfalteten. Es waren ihre Lieblingsblumen, die die Gärtner jedes Jahr aufs Neue in kleine Töpfe pflanzten und hier aufstellten, so konnten sie, ganz nach ihrem Geschmack, arrangiert werden.
Schließlich wollte Antoinette wieder in das kleine Schloss gehen, um nach ihrer Freundin zu sehen. Auf dem Weg zur Terasse zurück fiel ihr Blick auf die kleine Kapelle, nicht weit entfernt vom Schloss. Plötzlich spürte sie das Verlangen, das kleine Gotteshaus zu betreten. Sie durchschritt die kleine, mit Bäumen gesäumte Gasse und drückte das Holzportal auf. Sie hatte Glück, die Tür war nicht verschlossen und so trat sie in das Innere ein.
Ein kühler Luftzug kam ihr entgegen, der sie leicht frösteln ließ, doch sie trat trotzdem über die Schwelle. Langsam, mit ehrwürdigem Schritt, ging sie auf die Balustrade des Balkons zu und blickte von oben auf die Kapelle. Das Bildnis des heiligen Louis und der Maguerite de Provence war erst vor kurzem fertiggestellt und über dem Altar plaziert worden. Ein Gefühl der Zufriedenheit und Glückseeligkeit überkam Antoinette, als sie die Heiligen betrachtete.
"Hier haben Sie sich also versteckt, Antoinette!"
Erschrocken drehte sich Antoinette um und sah Yolande ins Gesicht.
"Ich habe Sie schon überall gesucht."
"Oh verzeihen Sie mir, liebste Freundin, ich wollte gerade zurück ins Schloss gehen, als mein Blick auf die Kapelle fiel. Wie finden Sie das neue Altarbild?"
"Es ist sehr ehrwürdig, allerdings nicht wirklich mein Geschmack, wohl eher der der Princesse de Lamballe."
Antoinette musste über die beiläufige Bemerkung Yolandes lachen.
"Meine teure Yolande, genau wegen dieser Bemerkungen sind sie mir so teuer. Lassen Sie uns doch etwas im Garten spazieren gehen."
Und so gingen die beiden Frauen noch etwas im Garten auf und ab. Antoinette erzählte ihrer Freundin ein paar Dinge über die Pflanzen und Pavillions, der Yolande aufmerksam lauschte (oder zumindest so tat). Schließlich wurde es jedoch langsam dunkel und die beiden kehrten zurück ins hell erleuchtete Trianon.
Die Dienerschaft hatte währenddessen im kleinen Speisezimmer das Dinner vorbereitet und so setzten sich Antoinette und Yolande an den kleinen Tisch und genossen das vorzügliche Mahl.
"Yolande, ich hoffe es geht Ihnen schon besser, es wäre zu schade, wenn Ihnen Ihr Kopf gerade in dieser schönen Zeit solche Schmerzen bereiten würde."
"Machen Sie sich keine Sorgen, Antoinette, mir geht es blendend. Ich vermute, dass die Kopfschmerzen von der heißen Sonne während des Weges hierher kamen."
"Sie werden wohl Recht haben, Sie hätten sich doch einen Hut mitnehmen sollen."
Nach dem Dinner zogen sie sich in den angrenzenden Salon zurück.
"Sie haben wirklich ein wunderschönes Plätzchen hier."
"Oh ja, das Trianon ist wirklich ein Stück Paradies für mich. Aber, meine Teuerste, versprechen Sie mir, dass sie eines Tages nach Wien fahren. Der Park von Laxenburg ist um einiges schöner als der des Trianons. Dort habe ich wohl einige der schönsten Stunden meiner Kindheit verbracht."
"Sollte sich mir jemals die Gelegenheit bieten, ihrer Heimatstadt einen Besuch abzustatten, so werde ich mit Freuden in Laxenburg Halt machen, Antoinette," antwortete Yolande.
"Da fällt mir ein, Yolande, ich habe eine großartige Idee für morgen! Ich werde Ihnen mein Dorf zeigen."
"Ein Dorf? Sie besitzen wirklich ein Dorf, Antoinette? Ach aber das ist doch sicherlich weit entfernt, ich würde viel lieber hier im Trianon bleiben!"
"Aber nein, meine Liebe, das Dorf befindet sich nicht weit von hier in den englischen Gärten hier im Trianon."
"Oh was für eine charmante Idee, dieses Dorf muss ich unbedingt sehen."
Und so war es beschlossene Sache, am nächsten Tag das Hameau de la Reine aufzusuchen.
Kapitel 6
"Nun liebste Yolande, wie gefällt Ihnen mein kleines Reich?"
"Ach es ist einfach nur bezaubernd! Die Blumen und Pflanzen, die hübschen Häuschen. Es sieht wirklich wie auf dem Land aus."
Antoinette blickte mit stolzem Lächeln zu ihrer Freundin. Es freute sie, dass Yolande der Ort genauso sehr gefiel wie ihr selbst.
"Kommen Sie Yolande, Sie müssen einfach die Erdbeeren probieren, sie sind unglaublich köstlich!" Antoinette bückte sich leicht zu einer der vielen Erdbeerpflanzen und fing an, einige zu pflücken. Die Erdbeeren waren besonders groß und hatten eine ganz besondere Farbe. Sie waren eine spezielle Züchtung nur für das Hameau und hatten den klingenden Namen "Fraises de la Reine" (Erdbeeren der Königin).
"Hier also haben sich die Damen versteckt", erklang es vom kleinen Tor des braunen Gartenzaunes, "Ich habe in ganz Versailles nach Ihnen suchen lassen."
Antoinette blickte auf und lächelte, dort stand ihr Lieblingsschwager, der Graf von Artois, in ungemein modischer Kleidung. Wie immer war er wie aus dem Ei gepellt und hatte seinen Schlafzimmerblick aufgesetzt, dem keine Hofdame im Schloss wiederstehen konnte. Wegen seines ausschweifenden Lebensstils wurde er von vielen verurteilt, Antoinette jedoch amüsierte sich immer köstlich mit ihm.
"Was für eine freudige Überraschung! Was führt Sie denn zu mir?", sprach Antoinette nach einer freudigen Umarmung.
"Nun ja, die Langeweile, wie immer. Sie glauben gar nicht wie ungemein trostlos der Hof ist, wenn König und Königin nicht dort weilen, meine Liebe."
"Oh sagen Sie nur so etwas nicht, auch wenn beide anwesend sind, ist es nicht viel besser."
"Amüsant, sehr amüsant", antwortete der Graf, "Ach ja, das hätte ich doch fast vergessen. Ich habe eine Überraschung für Euch. Seht, nur wen ich auf meiner Suche gefunden habe."
Die Blicke schweiften wieder zum Gartentor, dort stand ein braunhaariger, großer Mann. Es dauerte kurz, doch dann war Antoinette nicht mehr zu halten.
"Monsieur de Fersen! Sie hier? Ach was für eine Freude, Sie wiederzusehen!"
Von Fersen verbeugte sich mit viel Eleganz vor ihr.
"Madame auch mich freut unser Wiedersehen ungemein. Darf ich Ihnen sagen, dass Sie heute wieder bezaubernd aussehen?"
"Vielen Dank, aber nun genug der Komplimente und Höflichkeiten! Sagen Sie, wie ist es Ihnen seit unserer letzten Begegnung ergangen?"
"Durchaus gut, eure Majestät. Allerdings waren die Reisen mit dem König von Schweden etwas langatmig."
"Das glaube ich Ihnen nur allzu gern. Ich habe eine fabelhafte Idee! Leisten Sie uns doch bei einer Partie Billard Gesellschaft."
Alle waren sofort einverstanden und so machte man sich auf den Weg zum sogenannten Billiardhaus.
So verbrachte man den Rest des Tages damit, Billard zu spielen. Während dieser Zeit wechselten Antoinette und von Fersen immer wieder Blicke. Während der Monate auf Reisen war viel passiert. Antoinette hatte wieder einem Sohn das Leben geschenkt und war nun noch schöner als früher, aber auch der Graf hatte sich zu einem noch stattlicheren Mann gewandelt. Am Abend kehrte man zurück zum Trianon, um den zwei neuen Gästen ihre Räume zuzuweisen und um gemeinsam zu speisen.
Nachdem sich Antoinette umgezogen hatte, war sie gerade auf dem Weg ins Esszimmer, als sie von Fersen draußen erblickte. Sie trat aus dem Salon ebenfalls hinaus auf die steinerne Terrasse, die durch Kerzen erleuchtet war. Da er sie nicht bemerkte, stand sie eine Weile dort und sah ihm zu wie er mit seinen melancholischen Augen in die Ferne des Gartens blickte.
"Sie glauben gar nicht wie sehr ich mich nach diesen Augenblick gesehent habe, Majestät", durchbrach er die Stille.
"Oh ich mich ebenfalls Axel. Jeden Tag, jede Stunde habe ich darauf gewartet, Sie wiederzusehen und mich zu fragen, was Sie wohl gerade denken."
Langsam gingen sie aufeinander zu.
"Woran ich gedacht habe? Jeden Augenblick habe ich damit zugebracht, an Sie zu denken, Antoinette."
Beide standen sich nun so nahe, dass sie den Atem des Anderen spüren konnten.
"Und ob Sie vielleicht ebenfalls ab und zu an mich denken."
"Keine Sekunde verging ohne einen Gedanken an Sie, mein Liebster."
Schließlich geschah endlich das, wonach sich Antoinette seit dem letzten Abschied gesehnt hatte, langsam näherte er sich ihr und küsste sie zärtlich. Auch wenn dieser Kuss nur kurz dauerte, kam es ihr doch vor, als würde er eine Ewigkeit andauern und sie genoss es, endlich wieder in den Armen ihres geliebten Axels zu liegen.
Kapitel 7
Leise öffnete sich die Tür zum Boudoir.
"Ach hier sind Sie, Antoinette. Ich habe schon überall nach Ihnen gesucht." Man hörte den erleichterten Ton in Yolandes Stimme. "Ist etwas geschehen? Sie sehen so verträumt aus?"
"Ach nein meine Liebe," antwortete Antoinette, "Obwohl, eigentlich schon, etwas Schönes, allerdings scheint es mir nicht richtig."
"Worum geht es denn, wenn ich fragen darf?"
"Wissen Sie was, Yolande? Ich werde mich jetzt ankleiden und dann mit Ihnen frühstücken, dabei werde ich Sie in alles einweihen."
Kurz darauf nahmen die beiden ihr Frühstück im intimen Pavillon frais, welcher sich im französischen Garten befand, ein.
Hier schüttete Antoinette Yolande ihr Herz aus und erzählte von ihrer Liebe zum Grafen von Fersen.
"Aber liebste Antoinette, das ist doch nichts, wofür man sich schämen braucht! Sehen Sie nur, fast jede Person am Hof hat einen Liebhaber oder eine Geliebte. Warum sollten Sie sich also keinen Liebhaber nehmen?"
"Liebhaber? Nein das ist er auf keinen Fall. Soweit kann ich nicht gehen, mein Gewissen würde es niemals zulassen."
"Wenn sie den Grafen wirklich lieben, sollten Sie diesen letzten Schritt wagen. Glauben Sie mir, er wird Sie erfüllen."
In diesem Moment betrat die Zofe den kleinen Raum.
"Majestät, verzeihen Sie bitte die Störung, aber die Porträtistin wartet nun schon seit geraumer Zeit auf die Sitzung mit Ihrer Majestät."
"Oh nein, Madame Vigée-Lebrun! Ich habe ganz darauf vergessen! Bitte Entschuldigen Sie mich, Yolande."
"Selbstverständlich."
"Dann sehen wir uns heute Abend auf meinem kleinen Fest?"
"Ich freue mich schon sehr darauf," antwortete Yolande.
Schnell eilte Antoinette durch die Wege des Gartens in ihr Schlafzimmer, um etwas verlorene Zeit aufzuholen.
"Liebste Madame Vigée-Lebrun, ich hoffe Sie können mir noch einmal verzeihen?"
"Aber natürlich, Eure Majestät. Ich habe es mir derweil in ihrem wunderschönen Heim gemütlich gemacht."
"Wie ich sehe, halten Sie sich sogar an die neueste Mode und tragen eine Chemise." Antoinette gefiel diese Mode besonders gut, da sie einfach und ländlich wirkte.
"Oh ja, Majestät, allerdings stehen mir diese Kleider niemals so gut wie Ihrer Majestät."
"Oh nein. Jetzt habe ich mich doch vor lauter Eile ganz vergessen, umzuziehen! In meinen einfachen Kleidern kann ich Ihnen doch keine Sitzung gewähren."
"Majestät, nicht doch. Sie wollten doch mit dem neuen Porträt ihre Schlichtheit und Einfachheit zum Ausdruck bringen. Was würde da besser passen, als ihr weißes Kleid und ihr Strohhut?"
"Sie haben absolut Recht, nun denn, fangen wir an."
Sofort nahm Antoinette ihre Postition ein, während die Porträtistin ihren Platz hinter der Staffelei einnahm. Geschickt nahm diese mit dem Pinsel die Farben auf und fuhr damit über die Leinwand. Antoinette mochte Elisabeth Vigée-Lebrun besonders gern, nicht nur dass ihre Gemälde beeindruckend echt wirkten, auch ihre Sitzungen vergingen schnell und ohne Langeweile.
Die Zeit der Sitzung nutzte Antoinette und träumte vor sich hin. Dieses Mal malte sie sich aus, wie das kleine Fest am Abend wohl sein werde. Sie hatte nur wenige Leute dazu eingeladen, um es so intim wie möglich zu halten. Allerdings musste sie dazu viele Höflinge enttäuschen, denn alle rissen sich darum, wenigstens einmal ein Fest im Trianon besuchen zu können.
Plötzlich klopte es an der Tür und Antoinette wurde aus ihren Tagträumen gerissen. Langsam wurde die Tür geöffnet und Axel trat herein. Sofort strahlte Antoinette, sie entließ die Porträtistin und umarmte ihren Geliebten.
"Die Zeit, seitdem wir uns gesehen haben, ist kaum vergangen. Ich freue mich so, dass Sie den Weg zu mir gefunden haben."
"Sie sehen heute wieder überaus hinreißend aus, Antoinette".
"Allerdings muss ich Sie jetzt leider verlassen."
Antoinette war schockiert. "Was? Verlassen? Jetzt schon? Ich dachte, Sie hätten den ganzen Sommer über Zeit für mich?"
"Aber nein, Sie haben mich falsch verstanden. Ich muss nach Paris und einige Besorgungen machen," antwortete Axel lächelnd.
"Wie können Sie mir nur so einen Schrecken einjagen? Versprechen Sie mir aber bitte, rechtzeitig zu meinem Fest wieder zurück zu sein."
"Aber natürlich. Auf keinen Fall möchte ich den heutigen Abend verpassen."
"Aber nun muss ich gehen."
"Adieu, mein Liebster! Ich zähle jetzt schon die Stunden, bis Sie wiederkommen."
Zum Abschied küssten sie sich lang, bis sich Axel schließlich loslöste und durch den Salon verschwand.
"Vergessen Sie nicht, heute Abend," rief ihm Antoinette noch hinterher, "denn heute Abend wird ganz besonders," sprach sie leise vor sich hin.
Kapitel 8
Schließlich brach die Nacht herein und die Vorbereitungen des Festes waren beendet. Im englischen Garten waren Tische aufgestellt worden, die von unzähligen Kerzen beleuchtet wurden.
Die Gäste waren mittlerweile versammelt und plauderten in kleinen Grüppchen.
Sehnsuchtsvoll blickte Antoinette hinüber zu von Fersen, der in seiner weißen Kleidung noch besser aussah als in seiner Uniform
Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen - neben ihr stand Madame Élisabeth, die jüngste Schwester des Königs, die sie mittleweile liebte, als wäre sie ihre Eigene.
"Ach, es freut mich so, dass Sie gekommen sind !", rief Antoinette voll Glück aus und umarmte Élisabeth.
"Es ist mir eine Ehre, dass Sie mich heute in Ihr bezauberndes Trianon eingeladen haben, liebste Schwägerin."
"Es ist mir eine besondere Freude. Kommen Sie, nehmen wir doch Platz."
Gerade als sie sich an den Tisch begaben, merkte auch der Comte d'Artois - zuvor in ein Gespräch mit von Fersen und Yolande vertieft - die Anwesenheit von Madame Élisabeth.
"Guten Abend, liebste Schwester, schön Sie hier anzutreffen. Es ist Ihr erstes Fest hier im Refugium der Königin, nicht wahr?"
"Oh ja, es ist eine große Ehre zu diesem erlauchten Kreis heute anzugehören..."
"Aber, aber, meine Liebe", unterbrach sie Antoinette, "nicht nur heute ! Ab sofort müssen Sie bei jeder Festlichkeit anwesend sein. Ich will ja nicht, dass Sie sich im Schloss langweilen müssen", zwinkerte sie ihr zu.
Einige Zeit später war das Fest in vollem Gange. Antoinette, die den ganzen Abend lang mit ihren Gästen geplaudert hatte und die Aufmerksamkeit genoss, nahm sich einen kurzen Augenblick für sich selbst.
"Der Graf ist heute wieder sehr ansehnlich", erwähnte Yolande leise, als sie sich ihr näherte.
"Oh nun wirklich? Ich hatte noch gar keine Zeit ihn zu betrachten."
"Aber, aber Sie wollen Ihrer Freundin doch nichts vormachen, oder?"
"Nein wie könnte ich das, liebste Yolande. Sie kennen mich einfach zu gut", lächelte Antoinette sie an. "Liebste Freundin, könnten Sie mir einen Gefallen tun? Sollte ich für einige Zeit nicht anwesend sein und man nach mir fragen, so bitte sagen Sie doch, dass mich leider ein heftiger Anflug von Kopfweh gezwungen hat, mich zurückzuziehen."
Blitzschnell registrierte Yolande, dass sich auch von Fersen soeben verabschiedete und lächelte zufrieden. "Aber natürlich, alles was Sie wünschen und viel Spass."
Diskret ließ sie Antoinette allein, die sich mit rasendem Herzen auf den Weg ins Trianon machte.
Leise ging die kleine Tür zum Boudoir auf. Wie sie es erbeten hatte, waren die Spiegel vor den Fenstern bereits an ihrem Platz, um unerwünschte Blicke abzuschirmen. Der kleine Raum war mit vielen Kerzen hell erleuchtet und die Blumenarrangements waren besonders üppig.
"Das ist also das berühmte Boudoir Ihrer Majestät," meinte von Fersen schmunzelnd, "nur sehe ich kein Gold und keine Juwelen an den Wänden."
"Ach, glauben Sie doch nicht alles, was Sie hören. Die Menschen erzählen so viele böse Dinge über mich, dabei kennen sie mich ja gar nicht", erwiderte Antoinette traurig.
"Nein, das stimmt; niemand kennt Sie so gut wie ich und keines dieser Gerüchte enthält auch nur den Funken einer Wahrheit."
Zärtlich nahm er Antoinette in seine Arme. Die Intimität der Berührung tat ihr gut und ließ sie die trüben Gedanken wieder vergessen.
"Bist du wirklich dafür bereit?", fragte er sie schließlich. Antoinette blickte ihn tief in die Augen. "Oh ja, noch nie war ich mir einer Sache so sicher."
Sanft führte er sie zum Sofa und begann sie liebevoll zu küssen. Antoinette wusse, dass es falsch war, aber sie konnte und wollte der Versuchung nicht länger widerstehen. Sie fügte sich ihrer Leidenschaft und ließ ihr freien Lauf...
*** Fortsetzung folgt ***
© Trianon
Trianon, der Autor dieser schönen Fotostory, ist ein geschätztes
Mitglied und zudem Moderator des Marie Antoinette-Forums.
Er selbst leitet mit Forenkollegin Princesse das wunderschöne
Forum über das Schloss von Versailles:
sowie das Forum über Anne Boleyn:
Texte (Copyright) © MariaAntonia 2008-2017