Maria Anna von Österreich
Erzherzogin von Österreich
(06.10.1738 - 19.11.1789)
Maria Anna Josepha Antonia Johanna von Österreich-Lothringen kam am 06.10.1738 in Wien als zweites Kind der Thronerbin Maria Theresia und deren Gatten Herzog Franz Stephan zur Welt.
Dass das zweite Kind erneut eine Tochter war, nahm das österreichische Volk dem jungen Thronfolgerpaar sehr übel. Nicht einmal Kaiser Karl VI. vermochte, das Volk mit Spiel und Freude zu besänftigen. Und so legte er den jungen Eltern nahe, sich für eine Weile zurückzuziehen, bis sich die Lage entspannt.
Maria Theresia und Franz Stephan begaben sich daher im Januar 1739 auf eine Reise nach Florenz. Für die kleine Maria Anna - die im Familienkreis zu Beginn «Mariandl», später «Marianna» gerufen wurde - bedeutete dies im Alter von drei Monaten die Trennung von den Eltern.
Mariannas erste Erzieherin ("Aja") war die Gräfin Belrupt.
Erzherzogin Marianna stand bereits von klein auf stets im Schatten ihrer Geschwister:
Zur Zeit der Geburt des langersehnten ersten Sohnes Joseph im Jahre 1741 waren die beiden Schwestern Mariannas - Maria Elisabeth (1737-1740) und Maria Karolina (1740-1741) - bereits verstorben. Der Thronfolger stand nun im Mittelpunkt und Marianna wurde kaum wahrgenommen. Nur die beiden Krönungen ihrer Mutter zur Königin von Ungarn (1739) und zur Königin von Böhmen (1743) rückten das Mädchen für kurze Momente ins Zentrum des öffentlichen Interesses.
Mit der Geburt der nächsten beiden Schwestern verschlechterte sich Mariannas Stellung noch mehr.
1742 kam - am Geburtstag der Kaiserin - die Erzherzogin Maria Christina zur Welt. Das niedliche und gerissene Mädchen verstand es, die Mutter um den Finger zu wickeln und avancierte zu deren Lieblingstochter.
Ein Jahr später gesellte sich die hübscheste Tochter des Kaiserpaares hinzu: Maria Elisabeth. Die oberflächliche «Liesl» war derart schön, dass jedermann sofort von ihr hingerissen war.
Marianna selbst galt nicht mal als durchschnittlich schön. Zwar besaß sie eine zarte Figur und bemerkenswert schöne Hände, doch wirkten ihre Gesichtszüge zu hart und eckig - Marianna ähnelte stark ihrem gutaussehenden Vater, doch was bei Männern als gutaussehend galt, war bei Frauen unschön.
Das Mädchen befand sich daher stets im Kampf um Anerkennung, Liebe und Lob. Sie besaß Geist und Urteilskraft, war begabt im Ballett und Gesang und war ihren Geschwistern im Lernen und in der Konzentration weit voraus.
Dennoch blieben ihre Bemühungen erfolglos, sie wurde nicht gesehen.
Häufig war Marianna das Ziel von Sticheleien ihrer Schwestern. Gern warf man ihr vor, sie sei ja schließlich "nur" die Tochter eines Herzogs und einer Erzherzogin - Maria Theresia war zur Zeit ihrer Geburt noch nicht Königin.
Mariannas schlechte Gesundheit und die ständigen Erkältungen werden heute hin und wieder mit der zugigen Umgebung in Verbindung gebracht. Um ihre Kinder "abzuhärten", ließ Maria Theresia diese im zugigen Schloss ohne passend warme Kleidung auskommen.
1757 zog sich Marianna eine derart schlimme Lungenentzündung zu, dass man sich schon auf ihren Tod einstellte. Maria Theresia ließ zu diesem Zeitpunkt erstmals einen Hinweis auf Liebe zu dieser Tochter durchblicken, als sie in einem Brief von Marianna als ihre Lieblingstochter sprach, die man ihr nun entreiße. Wohl eher das schlechte Gewissen plagte die Kaiserin, als sie diesen Brief schrieb, denn nachdem sich Marianna einigermaßen erholte, war von dieser Liebe nichts mehr zu sehen.
Seit der Lungenentzündung plagten Marianna nun stets Atemnot und eine krumme Wirbelsäule.
Vermutet wird hinter den häufigen Erkältungen Mariannas heute aber auch eine psychische Ursache - bei Krankheit bekam sie die Beachtung, um die sie stets kämpfte. War sie wieder gesund, verschwand die Erzherzogin wieder aus dem Interesse der Familie.
Maria Anna & ihre Schwester Maria Elisabeth (Bildausschnitt; Joseph Haunzinger)
Zu ihrem Vater hatte Marianna ein sehr inniges Verhältnis. Die beiden glichen sich nicht nur äußerlich, sondern teilten auch gemeinsame naturwissenschaftliche Interessen.
Doch wurde ihr diese einzige Bezugsperson am 18.08.1765 entrissen: Kaiser Franz I. Stephan erlitt einen Schlaganfall und verstarb.
Am 02.02.1766 wurde Marianna Äbtissin des von ihrer Mutter gegründeten adeligen Damenstifts in Prag. Maria Anna trat diese Stellung aber nie an.
Äbtissin Xaveria Gasser des Elisabethinen-Klosters in Klagenfurt
Stattdessen beschloss die Erzherzogin, nach Klagenfurt zu ziehen, in die Nähe des Klosters der Elisabethinen - das kalte Prag würde ihrer Gesundheit nur noch weiter schaden, erklärte sie der Mutter.
Eigens für die Erzherzogin wurde nahe des Klosters also ein Palais errichtet. Der geplante Umzug nach Klagenfurt erfolgte jedoch erst Jahre später.
Am 29.11.1780 starb Maria Theresia und nun kümmerte sich Kaiser Joseph II. darum, dass die von ihm oft angeprangerte "Weiberwirtschaft" bei Hofe ein Ende nahm: Marianna wurde wie ihre Schwestern Maria Elisabeth und Maria Christina aus Wien "verbannt".
Marianna zog nun in ihre Residenz nach Klagenfurt und wurde dort für ihre Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft der Stadt und des Klosters gegenüber, bekannt.
Im Winter des Jahres 1788 verschlechterte sich die Atemnot, an der sie seit vielen Jahren litt, zunehmend. Ihr Gesundheitszustand zwang sie schließlich in den Rollstuhl.
Am 19.11.1789 starb Erzherzogin Maria Anna.
Sie wurde in der Gruft der Elisabethinen-Klosterkirche St. Lorenzen in Klagenfurt beigesetzt.
Da Erzherzogin Maria Anna dem Kloster der Elisabethinen ihren Privatbesitz vererbte, finden sich dort auch heute noch Erinnerungen an die berühmte Wohltäterin, so z.B. das Sterbekleid der Kaiserin, welches Marianna nach Klagenfurt brachte:
eine Wachsfigur trägt das Sterbekleid der Kaiserin
Maria Theresia (Kloster der Elisabethinen)
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