9-3 Flucht gescheitert

Kapitel 9.3
Die Flucht ist gescheitert !



Es war gegen 23:10 Uhr, als die beiden Reisekutschen der Königsfamilie und ihrer Begleiter noch vor der Brücke, in Höhe des Gewölbes der Kirche Saint-Gégoult, angehalten werden.

 
 
 

Jean-Baptiste Sauce forderte nun - unter dem Druck der Bevölkerung, die sich in der Schenke "Bras d’or" eingefunden hatten - die Reisenden auf, die Kutschen zu verlassen und führte die Flüchtlinge in sein Haus, das sich nur wenige Meter entfernt befand. Die Flucht war aufgedeckt !

 
 

Kurz darauf erschienen auch die Abgesandten aus Paris, Bayon und Romeuf, aber auch die Husaren von Choiseul und Goguelat.


Mittwoch, 22. Juni 1791

Inzwischen hatte Sauce den Richter Destez herbeiholen lassen, der etliche Jahre in Versailles gelebt hatte. Dieser warf einen Blick auf den König, beugte das Knie und rief aus: "Oh Sire !"
Louis XVI gab daraufhin die Tarnung der Königsfamilie auf. Es ist 0:30 Uhr.
Der König erkannte, dass die Leute plötzlich Angst bekamen - er war schließlich der Vater aller Franzosen - und so umarmte er Sauce und nacheinander alle Mitglieder der spontan gebildeten Wache. Dann erklärte er ihnen, warum er Paris verlassen hatte.

 
 
 
 

Die mittlerweile eingetroffenen Husaren, die sich bislang im Franziskaner-Kloster aufhielten und zum Schutze der Königsfamilie vorgesehen waren, stellten sich nun auf die Seite des Volkes.
Die Husaren des Herzogs von Choiseul nahmen derweil vor dem Haus des Monsieur Sauce als Leibwächter Stellung auf. Hier verbrachte die Königliche Familie unter Bewachung die Nacht. Vergeblich hatte der König dem Hausherren befohlen, die Familie weiterfahren zu lassen.

Im Auftrag Choiseuls begab sich der Leutnant Röhrig in Richtung Stenay (Département Meuse), um den dort stationierten und wartenden Marquis de Bouillé über das Schicksal der Königsfamilie zu informieren.

Währenddessen machte sich der Chirurg Mangin auf den Weg nach Paris, um die Nachricht vom Ende der Königsflucht zu überbringen.

Leutnant Röhrig erreichte gegen 3 Uhr die Gemeinde Dun-sur-Meuse, wo die Husaren-Einheit des Majors Deslon stationiert war, und berichtete diesem von den Ereignissen in Varennes. Sofort brach das Husaren-Schwadron unter Deslons Kommando nach Varennes auf, um den König zu befreien.

Gegen 05:30 Uhr kam Deslons Truppe schließlich in Varennes an, doch gelangte das Schwadron nicht ins abgeriegelte Dorf. Deslon machte sich daher allein auf den Weg zur Königsfamilie und traf diese schließlich auch. Er schlug dem König in dieser bitteren Stunde vor, dass sich jeder ein eigenes Pferd nehmen und so flüchten solle. Vor der Stadt würden einige königstreue Husaren zur sicheren Eskorte bereitstehen.
Der König war jedoch bedacht auf die Sicherheit seiner Lieben und lehnte dankend ab:
"Sie haben 40 Mann, aber sieben- bis achthundert, größtenteils bewaffnete Männer befinden sich auf der Straße. Wer garantiert mir, dass die Königin, meine Kinder oder meine Schwester in einem so ungleichen Kampf nicht von einer Kugel getroffen werden ?"
Louis XVI wollte lieber auf die Ankunft der Truppen des Marquis de Bouillé warten.

Gegen 7 Uhr trafen die Varenner Nationalgarde mit den Abgeordneten der Pariser Nationalversammlung im Haus von Monsieur Sauce ein und beschlossen, die Königsfamilie nach Paris zurück zu bringen.


 



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