1-07 Karl Joseph

Karl Joseph von Österreich

(01.02.1745 - 18.01.1761)

Erzherzog Karl Joseph (Jean Etienne Liotard)



Karl Joseph Emanuel Johann Nepomuck Anton Prokop von Österreich-Lothringen erblickte am 01.02.1745 in Wien das Licht der Welt. Er war das 7. Kind und der 2. Sohn des Kaiserpaares Maria Theresia und Franz I. Stephan.
Seine Geburt zog sich relativ lang dahin; bereits am Vortag, am 31.01.1745, gab es einige Fehlalarme:
Den Kaiser rief man schon am Vormittag von Hetzendorf zurück nach Wien. Dort angekommen, aß er zu Mittag und schaute anschließenden nach seiner Gemahlin. Doch da die Wehen schwächer wurden, verließ Franz Stephan den Palast wieder und nahm die Einladung des Fürsten Auersperg zum Souper wahr. Dort verbrachte er gemütlich den Abend, als man ihn gegen 0:30 Uhr nachts erneut in die Hofburg rief.
Doch erneut handelte es sich um einen Fehlalarm.
Die Geburt erfolgte schließlich erst um 9:00 Uhr morgens und der gesamte Hof freute sich über einen zweiten Thronerben.

Noch am gleichen Tag fand abends, kurz vor 19 Uhr die Taufe des Neugeborenen in der Ritterstube der Hofburg statt. Die Taufpaten waren Maria Josepha von Österreich (1699-1757, Königin von Polen) - vertreten durch Maria Theresias Mutter Elisabeth Christine - sowie Erzherzog Karl Alexander, der jüngere Bruder von Franz Stephan.

Im September desselben Jahres wurde Karl Josephs Vater am 13.09.1745 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt. Die große Krönungszeremonie fand am 04.10.1745 im Kaiserdom St. Bartholomäus in Frankfurt am Main statt.

Karl Joseph entwickelte sich gut, war lebhaft, munter und besaß eine rasche Auffassungsgabe. Der aufgeschlossene, hochintelligente Prinz wurde schnell der Lieblingssohn des Kaiserpaares und war trotz seines manchmal aufflammenden Hochmuts am gesamten Hof sehr beliebt. Seine gelegentlichen Wutausbrüche, wenn ihm etwas nicht passte, wurden sanft unterbunden und passend bestraft.

Zwischen Karl Joseph und seinem älteren Bruder Joseph entwickelten sich mehr und mehr Streitereien, Eifersucht und Rivalität. Joseph störte die elterliche Bevorzugung des jüngeren Bruders. Er beneidete Karl Joseph um dessen Charme und Fähigkeit, alle Welt für sich zu gewinnen. Karl Joseph hingegen wollte sich nicht mit der Rolle des Zweitrangigen zufrieden geben und sah sich stets als geeigneteren Thronanwärter als den älteren Bruder. Auf dessen Vorrangstellung als Kronprinz und Thronfolger war er neidisch.

Karl Joseph wurde gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Leopold unterrichtet. Seine Erzieher bescheinigten dem Prinzen eine hohe Intelligenz, klagten aber über gelegentliche Konzentrationsmängel des Jungen.
Der Erzherzog spielte gern Violine und hatte ein großes schauspielerisches Talent, welches er bei kleinen Theateraufführungen mit seinen Geschwistern unter Beweis stellen konnte.

 
Karl Joseph von Österreich, 1747-49, Martin van Meytens
(das Gemälde zeigt möglicherweise Joseph II.)

Für ihren zweiten Sohn plante Maria Theresia die Herrschaft über das Großherzogtum Toskana ein. Karl Joseph sollte hier seinem Vater nachfolgen.
Um die Erbfeindschaft mit den Bourbonen zu befrieden, sah sie für ihn zudem eine bourbonische Prinzessin als Ehefrau vor: Maria Ludovica, die Tochter des spanischen Bourbonenkönigs Karl III. Die Auserwählte war wahrlich keine Schönheit und zudem Epileptikerin; das interessierte die große Heiratsvermittlerin Maria Theresia allerdings nicht.

Doch das Schicksal machte Maria Theresias Plänen einen Strich durch die Rechnung:
Anfang Januar des Jahres 1761 erkrankte der vielversprechende Erzherzog kurz vor seinem 16. Geburtstag schwer. Zuerst klagte er nur über Kopfschmerzen und Müdigkeit. Als ein Fieber dazukam, diagnostizierte der kaiserliche Leibarzt eine für diese Jahreszeit nicht ungewöhnliche fiebrige Erkältung.
Zunächst besserte sich der Zustand des Prinzen, doch plötzlich bildeten sich an seinem ganzen Körper Bläschen. Nun stand fest: Erzherzog Karl Joseph hatte die Pocken !
Eine Heilungschance gab es damals noch nicht, die Ärzte waren ratlos. Sie taten das Übliche und ließen den Knaben zur Ader - eine erfolglose und obendrein schwächende Behandlungsmethode.

Am 13.01.1761 erhielt der Schwerkranke im Beisein seiner Geschwister Joseph, Leopold, Maria AnnaMaria Christina und Maria Amalia die Letzte Ölung.
Eine kleine Hoffnung keimte auf, als sich während der nächsten Tage eine leichte Besserung einstellte.
Doch dann, am 18.01.1761, erlag Karl Joseph seiner Krankheit.
Maria Theresia verlor ihren Lieblingssohn. Der Tod des charmanten, fröhlichen Prinzen stürzte die Familie sowie den ganzen Hof in tiefste Trauer.

Karl Josephs Herz wurde in einem silbernen Becher in der Loretokapelle der Augustinerkirche beigesetzt; Eingeweide, Gehirn, Zunge und Augen in einer kupfernen Urne in der alten Herzogsgruft zu St. Stephan.
Der in Kräutern und Ölen einbalsamierte Körper des Toten wurde, eingehüllt in einem Mantelkleid, in der Hofburgkapelle auf dem sogenannten "Paradebett" aufgebahrt und anschließend in der Kapuzinerkirche in Wien bestattet.

Sein jüngerer Bruder Leopold nahm anschließend Karl Josephs Platz ein - sowohl in der Nachfolge des Vaters als Großherzog der Toskana, als auch in der geplanten Ehe mit Maria Ludovica von Spanien.

 


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