Maria Christina von Österreich
Erzherzogin von Österreich
Herzogin von Sachsen-Teschen
Statthalterin der Österreichischen Niederlande
(13.05.1742 - 24.06.1798)
Maria Christina Johanna Josepha Antonia von Österreich-Lothringen, genannt Mimi, kam am 13.05.1742 als 5. Kind und 4. Tochter des späteren Kaiserpaares Franz I. Stephan und Maria Theresia in Wien zur Welt.
Mimi (um 1767)
Mimi war die unumstrittene Lieblingstochter von Maria Theresia - ihre Geburt fiel auf den Geburtstag der Mutter; das verband die beiden miteinander. Außerdem wusste die intelligente Erzherzogin, die Mutter stets für sich zu gewinnen und zu manipulieren.
Die enge Bindung zu ihrer kaiserlichen Mutter und ihre besondere Stellung lösten bei den anderen Geschwistern, besonders bei ihrem ältesten Bruder Joseph, Eifersucht und Rivalität aus. Zudem galt Mimi als Petze und war daher nicht sonderlich beliebt.
Ihre liebste Freundin war die unglückliche und depressive Gattin ihres Bruders Joseph - Isabella von Parma. Die beiden verstanden einander prächtig, trafen sich täglich und vertrauten einander intimste Geheimnisse an, so dass noch heute über eine mögliche lesbische Beziehung der beiden diskutiert wird.
Isabella benannte ihre zweite Tochter nach Maria Christina.
Mimi war künstlerisch sehr begabt und portraitierte gern:
Selbstbildnis, 1765, in weißem Kleid mit blauen Maschen
Nikolausbescherung in Schönbrunn mit der Signatur "Maria fecit 1762"
[derzeit kein Bild vorhanden]
Joseph auprès d'Isabelle de Parme en chouches, 1762
[derzeit kein Bild vorhanden]
Maria Theresia mit Erzherzog Leopold und Maria Louise
Mimi war das einzige Kind, dem die Mutter erlaubte, aus Liebe zu heiraten. Mimis Auserwählter war Herzog Albert von Sachsen-Teschen, ein Enkel von August dem Starken und ihr Cousin 2. Grades.
Prinz Albert von Sachsen-Teschen, 1777
Ihn liebte die Erzherzogin schon lange, doch stand Kaiser Franz I. Stephan dem jungen Glück im Wege; er lehnte es ab, seine Tochter so politisch unbedeutend zu verheiraten - Albert stand in der sächsischen Thronfolge sehr weit hinten an. Franz I. Stephans Heiratskanditat für Mimi war der Lothringer Herzog con Chablais.
Maria Theresia gab Mimi insgeheim ihre Zustimmung, bat diese jedoch, Geduld und Ruhe zu bewahren und den Ehewunsch vorerst geheim zu halten.
Maria Christina (Joseph Ducreux)
Am 18.08.1765 verstarb der Kaiser plötzlich an den Folgen eines Schlaganfalls. Der Hof und die Kaiserin stürzten in tiefe Trauer.
Dieser Schicksalsschlag ermöglichte jedoch nun die Hochzeit von Erzherzogin Maria Christina und Albert von Sachsen-Teschen.
Bereits im November 1765 begannen die Vorbereitungen für die Hochzeitsfeierlichkeiten - wegen der Trauerphase jedoch zurückhaltend. Die Brautmutter ernannte den zukünftigen Schwiegersohn zum Feldmarschall und verschaffte ihm die Position des Statthalters von Ungarn. Maria Theresia sorgte überschwenglich für die finanzielle Absicherung des jungen Paares, renovierte den zukünftigen Wohnsitz der beiden, das Schloss in Pressburg, versorgte Albert mit einigen Gütern in Teschen und stattete Mimi mit einer enormen Aussteuer aus.
links: Maria Christina von Österreich
rechts: Maria Christina (zw. 1766/1770, Johann-Baptist Lampi der Ältere)
Am 02.04.1766 fand die Verlobung des jungen Paares statt und am 04.04.1766 heirateten die beiden in Wien. Während der Hochzeit wurde Schwarz getragen, da sich der Hof noch in Trauer wegen des verstorbenen Kaisers befand.
Die Ehe von Mimi und Albert verlief sehr glücklich. Der Kinderwunsch blieb jedoch unerfüllt: am 16.05.1767 brachte Mimi nach einer schweren Geburt Tochter Christina zur Welt. Das Kind verstarb jedoch kurz nach der Geburt.
Die erschöpfte Mutter selbst erkrankte schwer am Kindbettfieber und konnte fortan keine Kinder mehr bekommen.
Bereits 1776 entstand Mimis Wunsch, ihren Neffen Erzherzog Karl (1771-1847), den Sohn von Erzherzog Leopold, zu adoptieren. In diesem Jahr hatte sie mit ihrem Gatten eine Italienreise unternommen und dabei in der Toskana Leopold und dessen Familie besucht.
Mimi war fasziniert von ihrem Neffen und schrieb begeistert an ihre Mutter:
"Der dritte Sohn Carl ist das reizendste Kind der ganzen Familie.
Er ist klein, aber stark und bildschön. Sein feines Gesicht erzählt von Glück,
Güte und Offenheit, und die Augen sind ein wenig schmachtend und matt;
die Nase ist wohlgeformt, die Hände sind hübsch, dabei ist er lebhaft und gewandt
und zeigt einen Geist, der bei seinem Alter von kaum vier Jahren in Staunen versetzt.
Er kennt keine Furcht, ist fröhlich und, ohne lästig zu fallen,
das zutunlichste unter den Kindern. (...)
Sein Herz ist gut; bei allen Gelegenheiten tritt sein sanftes,
gefälliges Wesen hervor, selbst im Spiel mit seinen Brüdern.
Kurz, er ist eines der liebenswürdigsten Kinder, die ich in meinem Leben gesehen habe."
(Erzherzogin Maria Christina im Februar 1776 an ihre Mutter)
Erzherzog Karl (1771-1847)
Doch stand auch eine clevere Kalkulation hinter diesem Vorhaben:
Mimi wusste, dass Karl nur geringste Chancen hätte, den kaiserlichen Thron zu erben. Sollte Kaiser Joseph II. sterben, würde Karls Vater Leopold die Nachfolge antreten. Nach Leopold stand dessen ältester Sohn Franz an der zweiten Stelle der Thronfolge. Der zweitälteste Sohn Leopolds, Ferdinand, würde dann die Herrschaft der Toskana übernehmen.
Für den Drittgeborenen, Karl, gäbe es demnach keine mögliche Regentschaft.
Da Karls Eltern einverstanden waren, setzten ihn Mimi und Albert 1781 als ihren Universalerben ein.
In den Jahren 1765 bis 1780 nahm Mimis Ehemann seine Stellung als Statthalter von Ungarn wahr.
1780 trat er seine neue Position als Generalgouverneur der Österreichischen Niederlande an und Mimi folgte ihrem Gatten nach Brüssel.
Während der Französischen Revolution wurde das Paar zweimal - 1789 und 1792 - aus Brüssel vertrieben und kehrte nach Wien zurück. Hier wohnte es im Palais auf der Augustinerrampe, der heutigen "Albertina", die nach Mimis Ehemann benannt wurde.
links: Maria Christina (1776, Johann Zoffany)
rechts: Maria Christina (Alexander Roslin)
Am 24.06.1798 starb Maria Christina in Wien an den Folgen einer Magenkrankheit. Ihr untröstlicher Ehemann Albert ließ in der Augustinerkirche für seine geliebte Gattin von Antonio Canova ein Denkmal aus Carrara-Marmor mit folgender Inschrift setzen:
"Uxori optimae Albertus"
(dt.: "Der besten Gemahlin, Albertus")
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